15.05.2014

Lieber Papa,
es ist verdammt langer her dass wir miteinander gesprochen haben. Und noch länger, dass auch etwas beim anderen angekommen ist. Es ist auch verdammt langer her das ich bei dir am Grab war. Aber mit einer Steinplatte redet es sich nicht gut. Doch das ist nur eine Ausflucht. Ich weiss, ich kann immer mit dir reden. Selbst anbetracht der Tatsache das wir uns nicht immer verstanden und auch nicht immer Verständnis füreinander hatten. Oft uns aus dem Weg gingen und uns verächtlich anblickten. Aber es gab niemals Peinlichkeiten zwichen uns, selbst dann nicht, wenn ich dir die Scheisse vom Leib gespült habe. Auch nicht wenn wir uns besoffen haben weil wir nichts zu sagen wussten. Wir haben viel falsch gemacht.

Doch Fehler gehören dazu. Manche konnten wir nicht eingestehen, andere schon. Deine Kindlichkeit in späteren Jahre habe ich jetzt erst richtig verstanden. Für mein Verhalten damals entschuldige ich mich, es war falsch, doch ich wusste nicht anders zu handeln. Leeven Bap, wie wir Rheinländer sagen, wir haben uns, glaub ich, immer geliebt aber es nie gesagt. Wir waren zu dumm es aussprechen zu können. Doch ist weiss, wir beide wussten es. Vieles war Fassade, was wir einander zeigten. Doch ich glaube tief in unseren Herzen haben wir das immer durchschaut. Mensch Fatter, gern wird ich noch mal mit dir einen Trinken und Quatschen, einfach so, wir wir es offt taten. Aber ich fürchte man wird mich vom Friedhof schmeissen und mit den Zutritt untersagen wenn ich neben den Grab setze um mit dir zu saufen. Ich muss auch eingestehen das ich nicht mehr so viel vertrage wie Früher. Abder das macht nichts. Dafür geniesse ich mehr. Ich frage mich gerade wie ich dir den Brief zukommen lassen soll. Welche adresse ich angen kann. Egal. Denn ich brauch ihn nicht abschicken. den in diesem Moment, wo die Worte in mir entstehen kennst Du sie ja bereits.
Ach noch was. Ich wollte mich bei dir noch einmal von tiefsten Herzen bedanken. Wofür? Dafür, dass Du mich nach deinem Tod noch einmal für zwei Tage besucht hast. Ich weiss nicht woher Du das wusstest oder wie Du die Zeit dafür bekamst. Doch es hat mir sehr viel bedeutet und es hat mir dir Trauer genommen und meine Traurigkeit versiegen lassen. Deshalb hab ich bei deiner Beerdigung wohl auch nicht geweint. Ich weiss nicht ob die anderen die alle geweint haben, keine Besuch von dir hatten oder dich einbfach nur nicht sehen wollten. Aber die Mama hat sehr geweint, schlimmer noch als bei der Beerdingung vom Opa. Wir mussten sie stützen. Aber das weist Du sicher besser wie ich. Gut das sie drei Söhne hatte, ein tolle Tochter die sich kümmert und ein bravoröse Enkelin. Vermutlich ist es auch ein Trost für dich. Fast glaube ich das Du auch erst sicher sein wolltest das alles so läuft wie es lief, seit dem... bevor du bereit warst zu gehen. Ja - ich bin sicher.
Es musste der Platz sein, der gefunden wurde von euch, für euch. Ich bin froh das ihr damals so weit weg gezogen seit. Denn Mama ist dort Glücklich, wie es scheint, sofern das ohne deine Körperliche Anwesenheit geht. Du hast es richtig gemacht, am Ende deiner Tage, das verstehe ich nun. Und ehrlich, ich bin jetzt stolz auf dich.
Mach's gut alter Mann.
Ich liebe dich
Bis zumnächsten mal.
Dein Sohn